Nietzsche | Also sprach Zarathustra | 41 - Von grossen Ereignissen / Des grands événements

 

Von grossen Ereignissen.

Es giebt eine Insel im Meere — unweit den glückseligen Inseln Zarathustra’s — auf welcher beständig ein Feuerberg raucht; von der sagt das Volk, und sonderlich sagen es die alten Weibchen aus dem Volke, dass sie wie ein Felsblock vor das Thor der Unterwelt gestellt sei: durch den Feuerberg selber aber führe der schmale Weg abwärts, der zu diesem Thore der Unterwelt geleite.

Um jene Zeit nun, als Zarathustra auf den glückseligen Inseln weilte, geschah es, dass ein Schiff an der Insel Anker warf, auf welcher der rauchende Berg steht; und seine Mannschaft gieng an’s Land, um Kaninchen zu schiessen. Gegen die Stunde des Mittags aber, da der Capitän und seine Leute wieder beisammen waren, sahen sie plötzlich durch die Luft einen Mann auf sich zukommen, und eine Stimme sagte deutlich: „es ist Zeit! Es ist die höchste Zeit!“ Wie die Gestalt ihnen aber am nächsten war — sie flog aber schnell gleich einem Schatten vorbei, in der Richtung, wo der Feuerberg lag — da erkannten sie mit grösster Bestürzung, dass es Zarathustra sei; denn sie hatten ihn Alle schon gesehn, ausgenommen der Capitän selber, und sie liebten ihn, wie das Volk liebt: also dass zu gleichen Theilen Liebe und Scheu beisammen sind.

„Seht mir an! sagte der alte Steuermann, da fährt Zarathustra zur Hölle!“—

Um die gleiche Zeit, als diese Schiffer an der Feuerinsel landeten, lief das Gerücht umher, dass Zarathustra verschwunden sei; und als man seine Freunde fragte, erzählten sie, er sei bei Nacht zu Schiff gegangen, ohne zu sagen, wohin er reisen wolle.

Also entstand eine Unruhe; nach drei Tagen aber kam zu dieser Unruhe die Geschichte der Schiffsleute hinzu — und nun sagte alles Volk, dass der Teufel Zarathustra geholt habe. Seine Jünger lachten zwar ob dieses Geredes; und einer von ihnen sagte sogar: „eher glaube ich noch, dass Zarathustra sich den Teufel geholt hat.“ Aber im Grunde der Seele waren sie Alle voll Besorgniss und Sehnsucht: so war ihre Freude gross, als am fünften Tage Zarathustra unter ihnen erschien.

Und diess ist die Erzählung von Zarathustra’s Gespräch mit dem Feuerhunde.

Die Erde, sagte er, hat eine Haut; und diese Haut hat Krankheiten. Eine dieser Krankheiten heisst zum Beispiel „Mensch.“

Und eine andere dieser Krankheiten heisst „Feuerhund“: über den haben sich die Menschen Viel vorgelogen und vorlügen lassen.

Diess Geheimniss zu ergründen gieng ich über das Meer: und ich habe die Wahrheit nackt gesehn, wahrlich! barfuss bis zum Halse.

Was es mit dem Feuerhund auf sich hat, weiss ich nun; und insgleichen mit all den Auswurf- und Umsturz-Teufeln, vor denen sich nicht nur alte Weibchen fürchten.

Heraus mit dir, Feuerhund, aus deiner Tiefe! rief ich, und bekenne, wie tief diese Tiefe ist! Woher ist das, was du da heraufschnaubst?

Du trinkst reichlich am Meere: das verräth deine versalzte Beredsamkeit! Fürwahr, für einen Hund der Tiefe nimmst du deine Nahrung zu sehr von der Oberfläche!

Höchstens für den Bauchredner der Erde halt’ ich dich: und immer, wenn ich Umsturz- und Auswurf-Teufel reden hörte, fand ich sie gleich dir: gesalzen, lügnerisch und flach.

Ihr versteht zu brüllen und mit Asche zu verdunkeln! Ihr seid die besten Grossmäuler und lerntet sattsam die Kunst, Schlamm heiss zu sieden.

Wo ihr seid, da muss stets Schlamm in der Nähe sein, und viel Schwammichtes, Höhlichtes, Eingezwängtes: das will in die Freiheit.

„Freiheit“ brüllt ihr Alle am liebsten: aber ich verlernte den Glauben an „grosse Ereignisse,“ sobald viel Gebrüll und Rauch um sie herum ist.

Und glaube mir nur, Freund Höllenlärm! Die grössten Ereignisse — das sind nicht unsre lautesten, sondern unsre stillsten Stunden.

Nicht um die Erfinder von neuem Lärme: um die Erfinder von neuen Werthen dreht sich die Welt; unhörbar dreht sie sich.

Und gesteh es nur! Wenig war immer nur geschehn, wenn dein Lärm und Rauch sich verzog. Was liegt daran, dass eine Stadt zur Mumie wurde, und eine Bildsäule im Schlamme liegt!

Und diess Wort sage ich noch den Umstürzern von Bildsäulen. Das ist wohl die grösste Thorheit, Salz in’s Meer und Bildsäulen in den Schlamm zu werfen.

Im Schlamme eurer Verachtung lag die Bildsäule: aber das ist gerade ihr Gesetz, dass ihr aus der Verachtung wieder Leben und lebende Schönheit wächst!

Mit göttlicheren Zügen steht sie nun auf und leidend-verführerisch; und wahrlich! sie wird euch noch Dank sagen, dass ihr sie umstürztet, ihr Umstürzer!

Diesen Rath aber rathe ich Königen und Kirchen und Allem, was alters- und tugendschwach ist — lasst euch nur umstürzen! Dass ihr wieder zum Leben kommt, und zu euch — die Tugend! —

Also redete ich vor dem Feuerhunde: da unterbrach er mich mürrisch und fragte: „Kirche? Was ist denn das?“

Kirche? antwortete ich, das ist eine Art von Staat, und zwar die verlogenste. Doch schweig still, du Heuchelhund! Du kennst deine Art wohl am besten schon!

Gleich dir selber ist der Staat ein Heuchelhund; gleich dir redet er gern mit Rauch und Gebrülle, — dass er glauben mache, gleich dir, er rede aus dem Bauch der Dinge.

Denn er will durchaus das wichtigste Thier auf Erden sein, der Staat; und man glaubt’s ihm auch. —

Als ich das gesagt hatte, gebärdete sich der Feuerhund wie unsinnig vor Neid. „Wie? schrie er, das wichtigste Thier auf Erden? Und man glaubt’s ihm auch?“ Und so viel Dampf und grässliche Stimmen kamen ihm aus dem Schlunde, dass ich meinte, er werde vor Ärger und Neid ersticken.

Endlich wurde er stiller, und sein Keuchen liess nach; sobald er aber stille war, sagte ich lachend:

„Du ärgerst dich, Feuerhund: also habe ich über dich Recht!

Und dass ich auch noch Recht behalte, so höre von einem andern Feuerhunde: der spricht wirklich aus dem Herzen der Erde.

Gold haucht sein Athem und goldigen Regen: so will’s das Herz ihm. Was ist ihm Asche und Rauch und heisser Schleim noch!

Lachen flattert aus ihm wie ein buntes Gewölke; abgünstig ist er deinem Gurgeln und Speien und Grimmen der Eingeweide!

Das Gold aber und das Lachen — das nimmt er aus dem Herzen der Erde: denn dass du’s nur weisst, — das Herz der Erde ist von Gold.“

Als diess der Feuerhund vernahm, hielt er’s nicht mehr aus, mir zuzuhören. Beschämt zog er seinen Schwanz ein, sagte auf eine kleinlaute Weise Wau! Wau! und kroch hinab in seine Höhle. —

Also erzählte Zarathustra. Seine Jünger aber hörten ihm kaum zu: so gross war ihre Begierde, ihm von den Schiffsleuten, den Kaninchen und dem fliegenden Manne zu erzählen.

„Was soll ich davon denken! sagte Zarathustra. Bin ich denn ein Gespenst?

Aber es wird mein Schatten gewesen sein. Ihr hörtet wohl schon Einiges vom Wanderer und seinem Schatten?

Sicher aber ist das: ich muss ihn kürzer halten, — er verdirbt mir sonst noch den Ruf.“

Und nochmals schüttelte Zarathustra den Kopf und wunderte sich. „Was soll ich davon denken!“ sagte er nochmals.

„Warum schrie denn das Gespenst: es ist Zeit! Es ist die höchste Zeit!

Wozu ist es denn — höchste Zeit?“ —

Also sprach Zarathustra.

 

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-- Traduction française, par Henri Albert --

Des grands événements

Il y a une île dans la mer — non loin des Îles Bienheureuses de Zarathoustra — où se dresse un volcan perpétuellement empanaché de fumée. Le peuple, et surtout les vieilles femmes parmi le peuple, disent de cette île qu’elle est placée comme un rocher devant la porte de l’enfer : mais la voie étroite qui descend à cette porte traverse elle-même le volcan.

À cette époque donc, tandis que Zarathoustra séjournait dans les Îles Bienheureuses, il arriva qu’un vaisseau jeta son ancre dans l’île où se trouve la montagne fumante ; et son équipage descendit à terre pour tirer des lapins. Pourtant à l’heure de midi, tandis que le capitaine et ses gens se trouvaient de nouveau réunis, ils virent soudain un homme traverser l’air en s’approchant d’eux et une voix prononça distinctement ces paroles : « Il est temps, il est grand temps ! » Lorsque la vision fut le plus près d’eux — elle passait très vite pareille à une ombre dans la direction du volcan — ils reconnurent avec un grand effarement que c’était Zarathoustra ; car ils l’avaient tous déjà vu, excepté le capitaine lui-même, ils l’aimaient, comme le peuple aime, mêlant à parties égales l’amour et la crainte.

« Voyez donc ! dit le vieux pilote, voilà Zarathoustra qui va en enfer ! » —

Et à l’époque où ces matelots atterrissaient à l’île de flammes, le bruit courut que Zarathoustra avait disparu ; et lorsque l’on s’informa auprès de ses amis, ils racontèrent qu’il avait pris le large pendant la nuit, à bord d’un vaisseau, sans dire où il voulait aller.

Ainsi se répandit une certaine inquiétude ; mais après trois jours cette inquiétude s’augmenta de l’histoire des marins — et tout le peuple se mit à raconter que le diable avait emporté Zarathoustra. Il est vrai que ses disciples ne firent que rire de ces bruits et l’un d’eux dit même : « Je crois plutôt encore que c’est Zarathoustra qui a emporté le diable. » Mais, au fond de l’âme, ils étaient tous pleins d’inquiétude et de langueur : leur joie fut donc grande lorsque, cinq jours après, Zarathoustra parut au milieu d’eux.
Et ceci est le récit de la conversation de Zarathoustra avec le chien de feu :

La terre, dit-il, a une peau ; et cette peau a des maladies. Une de ces maladies s’appelle par exemple : « homme ».

Et une autre de ces maladies s’appelle « chien de feu » : c’est à propos de ce chien que les hommes se sont dit et se sont laissé dire bien des mensonges.

C’est pour approfondir ce secret que j’ai passé la mer : et j’ai vu la vérité nue, en vérité ! pieds nus jusqu’au cou.

Je sais maintenant ce qui en est du chien de feu ; et aussi de tous les démons de révolte et d’immondice, dont les vieilles femmes ne sont pas seules à avoir peur.

Sors de ta profondeur, chien de feu ! me suis-je écrié, et avoue combien ta profondeur est profonde ! D’où tires-tu ce que tu craches sur nous ?

Tu bois abondamment à la mer : c’est ce que révèle le sel de ta faconde ! En vérité, pour un chien des profondeurs, tu prends trop ta nourriture de la surface !

Je te tiens tout au plus pour le ventriloque de la terre, et toujours, lorsque j’ai entendu parler les démons de révolte et d’immondice, je les ai trouvés semblables à toi, avec ton sel, tes mensonges et ta platitude.

Vous vous entendez à hurler et à obscurcir avec des cendres ! Vous êtes les plus grands vantards et vous connaissez l’art de faire entrer la fange en ébullition.

Partout où vous êtes, il faut qu’il y ait de la fange auprès de vous, et des choses spongieuses, oppressées et étroites. Ce sont elles qui veulent être mises en liberté.

« Liberté ! » c’est votre cri préféré : mais j’ai perdu la foi aux « grands événements », dès qu’il y a beaucoup de hurlements et de fumée autour d’eux.

Crois-moi, démon aux éruptions tapageuses et infernales ! les plus grands événements — ce ne sont pas nos heures les plus bruyantes, mais nos heures les plus silencieuses.

Ce n’est pas autour des inventeurs de fracas nouveaux, c’est autour des inventeurs de valeurs nouvelles que gravite le monde ; il gravite, en silence.

Et avoue-le donc ! Mince était le résultat lorsque se dissipaient ton fracas et ta fumée ! Qu’importe qu’une ville se soit transformée en momie et qu’une colonne soit couchée dans la fange !

Et j’ajoute encore ces paroles pour les destructeurs de colonnes. C’est bien là la plus grande folie que de jeter du sel dans la mer et des colonnes dans la fange.

La colonne était couchée dans la fange de votre mépris : mais sa loi veut que pour elle renaisse du mépris la vie nouvelle et la beauté vivifiante !

Elle se relève maintenant avec des traits plus divins et une souffrance plus séduisante ; et en vérité ! elle vous remerciera encore de l’avoir renversée, destructeurs !
Mais c’est le conseil que je donne aux rois et aux Églises, et à tout ce qui s’est affaibli par l’âge et par la vertu — laissez-vous donc renverser, afin que vous reveniez à la vie et que la vertu vous revienne ! —

C’est ainsi que j’ai parlé devant le chien de feu : alors il m’interrompit en grommelant et me demanda : « Église ? Qu’est-ce donc cela ? »

« Église ? répondis-je, c’est une espèce d’État, et l’espèce la plus mensongère. Mais, tais-toi, chien de feu, tu connais ton espèce mieux que personne !

L’État est un chien hypocrite comme toi-même, comme toi-même il aime à parler en fumée et en hurlements, — pour faire croire, comme toi, que sa parole vient du fond des choses.

Car l’État veut absolument être la bête la plus importante sur la terre ; et tout le monde croit qu’il l’est. » —

Lorsque j’eus ainsi parlé, le chien de feu parut fou de jalousie. « Comment ? s’écria-t-il, la bête la plus importante sur terre ? Et l’on croit qu’il l’est ». Et il sortit de son gosier tant de vapeurs et de bruits épouvantables que je crus qu’il allait étouffer de colère et d’envie.

Enfin, il finit par se taire et ses hoquets diminuèrent ; mais dès qu’il se fut tu, je dis en riant : « Tu te mets en colère, chien de feu : donc j’ai raison contre toi !

Et, afin que je garde raison, laisse-moi t’entretenir d’un autre chien de feu : celui-là parle réellement du cœur de la terre.
Son haleine est d’or et une pluie d’or, ainsi le veut son cœur. Les cendres et la fumée et l’écume chaude que sont-elles encore pour lui ?

Un rire voltige autour de lui comme une nuée colorée ; il est hostile à tes gargouillements, à tes crachats, à tes intestins délabrés !

Cependant l’or et le rire — il les prend au cœur de la terre, car, afin que tu le saches, — le cœur de la terre est d’or ! »

Lorsque le chien de feu entendit ces paroles, il lui fut impossible de m’écouter davantage. Honteusement il rentra sa queue et se mit à dire d’un ton décontenancé : « Ouah ! Ouah ! » en rampant vers sa caverne. —

Ainsi racontait Zarathoustra. Mais ses disciples l’écoutèrent à peine : tant était grande leur envie de lui parler des matelots, des lapins et de l’homme volant.

« Que dois-je penser de cela ? dit Zarathoustra. Suis-je donc un fantôme ?

Mais c’était peut-être mon ombre. Vous avez entendu parler déjà du voyageur et de son ombre ?

Une chose est certaine : il faut que je la tienne plus sévèrement, autrement elle finira par me gâter ma réputation. »

Et encore une fois Zarathoustra secoua la tête avec étonnement : « Que dois-je penser de cela ? répéta-t-il.

Pourquoi donc le fantôme a-t-il crié : « Il est temps ! Il est grand temps ! »
Pour quoi peut-il être — grand temps ? » —

Ainsi parlait Zarathoustra.

 

Edition bilingue
Texte original allemand suivi de la traduction française