Nietzsche | Also sprach Zarathustra | 56 - Vom Geist der Schwere / De l’esprit de lourdeur

 

Vom Geist der Schwere.

1.

Mein Mundwerk — ist des Volks: zu grob und herzlich rede ich für die Seidenhasen. Und noch fremder klingt mein Wort allen Tinten-Fischen und Feder-Füchsen.

Meine Hand — ist eine Narrenhand: wehe allen Tischen und Wänden, und was noch Platz hat für Narren-Zierath, Narren-Schmierath!

Mein Fuss — ist ein Pferdefuss; damit trapple und trabe ich über Stock und Stein, kreuz- und querfeld-ein und bin des Teufels vor Lust bei allem schnellen Laufen.

Mein Magen — ist wohl eines Adlers Magen? Denn er liebt am liebsten Lammfleisch. Gewisslich aber ist er eines Vogels Magen.

Von unschuldigen Dingen genährt und von Wenigem, bereit und ungeduldig zu fliegen, davonzufliegen — das ist nun meine Art: wie sollte nicht Etwas daran von Vogel-Art sein!

Und zumal, dass ich dem Geist der Schwere feind bin, das ist Vogel-Art: und wahrlich, todfeind, erzfeind, urfeind! Oh wohin flog und verflog sich nicht schon meine Feindschaft!

Davon könnte ich schon ein Lied singen — — und will es singen: ob ich gleich allein in leerem Hause bin und es meinen eignen Ohren singen muss.

Andre Sänger giebt es freilich, denen macht das volle Haus erst ihre Kehle weich, ihre Hand gesprächig, ihr Auge ausdrücklich, ihr Herz wach: — Denen gleiche ich nicht. —

2.

Wer die Menschen einst fliegen lehrt, der hat alle Grenzsteine verrückt; alle Grenzsteine selber werden ihm in die Luft fliegen, die Erde wird er neu taufen — als „die Leichte.“

Der Vogel Strauss läuft schneller als das schnellste Pferd, aber auch er steckt noch den Kopf schwer in schwere Erde: also der Mensch, der noch nicht fliegen kann.

Schwer heisst ihm Erde und Leben; und so will es der Geist der Schwere! Wer aber leicht werden will und ein Vogel, der muss sich selber lieben: — also lehre ich.

Nicht freilich mit der Liebe der Siechen und Süchtigen: denn bei denen stinkt auch die Eigenliebe!

Man muss sich selber lieben lernen — also lehre ich — mit einer heilen und gesunden Liebe: dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife.

Solches Umherschweifen tauft sich „Nächstenliebe“: mit diesem Worte ist bisher am besten gelogen und geheuchelt worden, und sonderlich von Solchen, die aller Welt schwer fielen.

Und wahrlich, das ist kein Gebot für Heute und Morgen, sich lieben lernen. Vielmehr ist von allen Künsten diese die feinste, listigste, letzte und geduldsamste.

Für seinen Eigener ist nämlich alles Eigene gut versteckt; und von allen Schatzgruben wird die eigne am spätesten ausgegraben, — also schafft es der Geist der Schwere.

Fast in der Wiege giebt man uns schon schwere Worte und Werthe mit: „gut“ und „böse“ — so heisst sich diese Mitgift. Um derentwillen vergiebt man uns, dass wir leben.

Und dazu lässt man die Kindlein zu sich kommen, dass man ihnen bei Zeiten wehre, sich selber zu lieben: also schafft es der Geist der Schwere.

Und wir — wir schleppen treulich, was man uns mitgiebt, auf harten Schultern und über rauhe Berge! Und schwitzen wir, so sagt man uns: „Ja, das Leben ist schwer zu tragen!“

Aber der Mensch nur ist sich schwer zu tragen! Das macht, er schleppt zu vieles Fremde auf seinen Schultern. Dem Kameele gleich kniet er nieder und lässt sich gut aufladen.

Sonderlich der starke, tragsame Mensch, dem Ehrfurcht innewohnt: zu viele fremde schwere Worte und Werthe lädt er auf sich, — nun dünkt das Leben ihm eine Wüste!

Und wahrlich! Auch manches Eigene ist schwer zu tragen! Und viel Inwendiges am Menschen ist der Auster gleich, nämlich ekel und schlüpfrig und schwer erfasslich —,

— also dass eine edle Schale mit edler Zierath fürbitten muss. Aber auch diese Kunst muss man lernen: Schale haben und schönen Schein und kluge Blindheit!

Abermals trügt über Manches am Menschen, dass manche Schale gering und traurig und zu sehr Schale ist. Viel verborgene Güte und Kraft wird nie errathen; die köstlichsten Leckerbissen finden keine Schmecker!

Die Frauen wissen das, die köstlichsten: ein Wenig fetter, ein Wenig magerer — oh wie viel Schicksal liegt in so Wenigem!

Der Mensch ist schwer zu entdecken und sich selber noch am schwersten; oft lügt der Geist über die Seele. Also schafft es der Geist der Schwere.

Der aber hat sich selber entdeckt, welcher spricht: Das ist mein Gutes und Böses: damit hat er den Maulwurf und Zwerg stumm gemacht, welcher spricht „Allen gut, Allen bös.“

Wahrlich, ich mag auch Solche nicht, denen jegliches Ding gut und diese Welt gar die beste heisst. Solche nenne ich die Allgenügsamen.

Allgenügsamkeit, die Alles zu schmecken weiss: das ist nicht der beste Geschmack! Ich ehre die widerspänstigen wählerischen Zungen und Mägen, welche „Ich“ und „Ja“ und „Nein“ sagen lernten.

Alles aber kauen und verdauen — das ist eine rechte Schweine-Art! Immer I-a sagen — das lernte allein der Esel, und wer seines Geistes ist! —

Das tiefe Gelb und das heisse Roth: so will es mein Geschmack, — der mischt Blut zu allen Farben. Wer aber sein Haus weiss tüncht, der verräth mir eine weissgetünchte Seele.

In Mumien verliebt die Einen, die Andern in Gespenster; und Beide gleich feind allem Fleisch und Blute — oh wie gehen Beide mir wider den Geschmack! Denn ich liebe Blut.

Und dort will ich nicht wohnen und weilen, wo Jedermann spuckt und speit: das ist nun mein Geschmack, — lieber noch lebte ich unter Dieben und Meineidigen. Niemand trägt Gold im Munde.

Widriger aber sind mir noch alle Speichellecker; und das widrigste Thier von Mensch, das ich fand, das taufte ich Schmarotzer: das wollte nicht lieben und doch von Liebe leben.

Unselig heisse ich Alle, die nur Eine Wahl haben: böse Thiere zu werden oder böse Thierbändiger: bei Solchen würde ich mir keine Hütten bauen.

Unselig heisse ich auch Die, welche immer warten müssen, — die gehen mir wider den Geschmack: alle die Zöllner und Krämer und Könige und andren Länder- und Ladenhüter.

Wahrlich, ich lernte das Warten auch und von Grund aus, — aber nur das Warten auf mich. Und über Allem lernte ich stehn und gehn und laufen und springen und klettern und tanzen.

Das ist aber meine Lehre: wer einst fliegen lernen will, der muss erst stehn und gehn und laufen und klettern und tanzen lernen: — man erfliegt das Fliegen nicht!

Mit Strickleitern lernte ich manches Fenster erklettern, mit hurtigen Beinen klomm ich auf hohe Masten: auf hohen Masten der Erkenntniss sitzen dünkte mich keine geringe Seligkeit, —

— gleich kleinen Flammen flackern auf hohen Masten: ein kleines Licht zwar, aber doch ein grosser Trost für verschlagene Schiffer und Schiffbrüchige! —

Auf vielerlei Weg und Weise kam ich zu meiner Wahrheit; nicht auf Einer Leiter stieg ich zur Höhe, wo mein Auge in meine Ferne schweift.

Und ungern nur fragte ich stets nach Wegen, — das gieng mir immer wider den Geschmack! Lieber fragte und versuchte ich die Wege selber.

Ein Versuchen und Fragen war all mein Gehen: — und wahrlich, auch antworten muss man lernen auf solches Fragen! Das aber — ist mein Geschmack:

— kein guter, kein schlechter, aber mein Geschmack, dessen ich weder Scham noch Hehl mehr habe.

„Das — ist nun mein Weg, — wo ist der eure?“ so antwortete ich Denen, welche mich „nach dem Wege“ fragten. Den Weg nämlich — den giebt es nicht!

Also sprach Zarathustra.

 

-------------------------

 

-- Traduction française, par Henri Albert --

De l’esprit de lourdeur

1.

Ma bouche — est la bouche du peuple : je parle trop grossièrement et trop cordialement pour les élégants. Mais ma parole semble plus étrange encore aux écrivassiers et aux plumitifs.

Ma main — est une main de fou : malheur à toutes les tables et à toutes les murailles, et à tout ce qui peut donner place à des ornements et à des gribouillages de fou !

Mon pied — est un sabot de cheval ; avec lui je trotte et je galope par monts et par vaux, de ci, de là, et le plaisir me met le diable au corps pendant ma course rapide.

Mon estomac — est peut-être l’estomac d’un aigle. Car il préfère à toute autre la chair de l’agneau. Mais certainement, c’est un estomac d’oiseau.

Nourri de choses innocentes et frugales, prêt à voler et impatient de m’envoler — c’est ainsi que je me plais à être ; comment ne serais-je pas un peu comme un oiseau !

Et c’est surtout parce que je suis l’ennemi de l’esprit de lourdeur, que je suis comme un oiseau : ennemi à mort en vérité, ennemi juré, ennemi né ! Où donc mon inimitié ne s’est-elle pas déjà envolée et égarée ?

C’est là-dessus que je pourrais entonner un chant — — et je veux l’entonner : quoique je sois seul dans une maison vide et qu’il faille que je chante à mes propres oreilles.

Il y a bien aussi d’autres chanteurs qui n’ont le gosier souple, la main éloquente, l’œil expressif et le cœur éveillé que quand la maison est pleine : — je ne ressemble pas à ceux-là. —

2.

Celui qui apprendra à voler aux hommes de l’avenir aura déplacé toutes les bornes ; pour lui les bornes mêmes s’envoleront dans l’air, il baptisera de nouveau la terre — il l’appellera « la légère ».

L’autruche court plus vite que le coursier le plus rapide, mais elle aussi fourre encore lourdement sa tête dans la lourde terre : ainsi l’homme qui ne sait pas encore voler.

La terre et la vie lui semblent lourdes, et c’est ce que veut l’esprit de lourdeur ! Celui cependant qui veut devenir léger comme un oiseau doit s’aimer soi-même : — c’est ainsi que j’enseigne, moi.

Non pas s’aimer de l’amour des malades et des fiévreux :car chez ceux-là l’amour-propre sent même mauvais.

Il faut apprendre à s’aimer soi-même, d’un amour sain et bien portant : afin d’apprendre à se supporter soi-même et de ne point vagabonder — c’est ainsi que j’enseigne.

Un tel vagabondage s’est donné le nom « d’amour du prochain » : c’est par ce mot d’amour qu’on a le mieux menti et dissimulé, et ceux qui étaient à charge plus que tous les autres.

Et, en vérité, apprendre à s’aimer, ce n’est point là un commandement pour aujourd’hui et pour demain. C’est au contraire de tous les arts le plus subtil, le plus rusé, le dernier et le plus patient.

Car, pour son possesseur, toute possession est bien cachée ; et de tous les trésors celui qui vous est propre est découvert le plus tard, — voilà l’ouvrage de l’esprit de lourdeur.

À peine sommes-nous au berceau, qu’on nous dote déjà de lourdes paroles et de lourdes valeurs : « bien » et « mal » — c’est ainsi que s’appelle ce patrimoine. C’est à cause de ces valeurs qu’on nous pardonne de vivre.

Et c’est pour leur défendre à temps de s’aimer eux-mêmes, qu’on laisse venir à soi les petits enfants : voilà l’ouvrage de l’esprit de lourdeur.

Et nous — nous traînons fidèlement ce dont on nous charge, sur de fortes épaules et par-dessus d’arides montagnes ! Et si nous nous plaignons de la chaleur on nous dit : « Oui, la vie est lourde à porter ! »
Mais ce n’est que l’homme lui-même qui est lourd à porter ! Car il traîne avec lui, sur ses épaules, trop de choses étrangères. Pareil au chameau, il s’agenouille et se laisse bien charger.

Surtout l’homme vigoureux et patient, plein de vénération : il charge sur ses épaules trop de paroles et de valeurs étrangères et lourdes, — alors la vie lui semble un désert !

Et, en vérité ! bien des choses qui vous sont propres sont aussi lourdes à porter ! Et l’intérieur de l’homme ressemble beaucoup à l’huître, il est rebutant, flasque et difficile à saisir, —

— en sorte qu’une noble écorce avec de nobles ornements se voit obligée d’intercéder pour le reste. Mais cet art aussi doit être appris : posséder de l’écorce, une belle apparence et un sage aveuglement !

Chez l’homme on est encore trompé sur plusieurs autres choses, puisqu’il y a bien des écorces qui sont pauvres et tristes, et qui sont trop de l’écorce. Il y a beaucoup de force et de bontés cachées qui ne sont jamais devinées ; les mets les plus délicats ne trouvent pas d’amateurs.

Les femmes savent cela, les plus délicates : un peu plus grasses, un peu plus maigres — ah ! comme il y a beaucoup de destinée dans si peu de chose !

L’homme est difficile à découvrir, et le plus difficile encore pour lui-même ; souvent l’esprit ment au sujet de l’âme. Voilà l’ouvrage de l’esprit de lourdeur.
Mais celui-là s’est découvert lui-même qui dit : ceci est mon bien et mon mal. Par ces paroles il a fait taire la taupe et le nain qui disent : « Bien pour tous, mal pour tous. »

En vérité, je n’aime pas non plus ceux pour qui toutes choses sont bonnes et qui appellent ce monde le meilleur des mondes. Je les appelle des satisfaits.

Le contentement qui goûte de tout : ce n’est pas là le meilleur goût ! J’honore la langue du gourmet, le palais délicat et difficile qui a appris à dire : « Moi » et « Oui » et « Non ».

Mais tout mâcher et tout digérer — c’est faire comme les cochons ! Dire toujours I-A, c’est ce qu’apprennent seuls l’âne et ceux qui sont de son espèce ! —

C’est le jaune profond et le rouge intense que mon goût désire, — il mêle du sang à toutes les couleurs. Mais celui qui crépit sa maison de blanc révèle par là qu’il a une âme crépie de blanc.

Les uns amoureux des momies, les autres des fantômes ; et nous également ennemis de la chair et du sang — comme ils sont tous en contradiction avec mon goût ! Car j’aime le sang.

Et je ne veux pas demeurer où chacun crache : ceci est maintenant mon goût, — je préférerais de beaucoup vivre parmi les voleurs et les parjures. Personne n’a d’or dans la bouche.

Mais les lécheurs de crachats me répugnent plus encore ; et la bête la plus répugnante que j’aie trouvée parmi les hommes, je l’ai appelée parasite : elle ne voulait pas aimer et elle voulait vivre de l’amour.

J’appelle malheureux tous ceux qui n’ont à choisir qu’entre deux choses : devenir des bêtes féroces ou de féroces dompteurs de bêtes ; auprès d’eux je ne voudrais pas dresser ma tente.

J’appelle encore malheureux ceux qui sont obligés d’attendre toujours, — ils ne sont pas à mon goût, tous ces péagers et ces épiciers, ces rois et tous ces autres gardeurs de pays et de boutiques.

En vérité, mois aussi, j’ai appris à attendre, à attendre longtemps, mais à m’attendre, moi. Et j’ai surtout appris à me tenir debout, à marcher, à courir, à sauter, à grimper et à danser.

Car ceci est ma doctrine : qui veut apprendre à voler un jour doit d’abord apprendre à se tenir debout, à marcher, à courir, à sauter, à grimper et à danser : on n’apprend pas à voler du premier coup !

Avec des échelles de corde j’ai appris à escalader plus d’une fenêtre, avec des jambes agiles j’ai grimpé sur de hauts mâts : être assis sur de hauts mâts de la connaissance, quelle félicité ! —

— flamber sur de hauts mâts comme de petites flammes : une petite lumière seulement, mais pourtant une grande consolation pour les vaisseaux échoués et les naufragés ! —

Je suis arrivé à ma vérité par bien des chemins et de bien des manières : je ne suis pas monté par une seule échelle à la hauteur d’où mon œil regarde dans le lointain.
Et c’est toujours à contre-cœur que j’ai demandé mon chemin, — cela me fut toujours contraire ! J’ai toujours préféré interroger et essayer les chemins eux-mêmes.

Essayer et interroger, ce fut là toute ma façon de marcher : — et, en vérité, il faut aussi apprendre à répondre à de pareilles questions ! Car ceci est — de mon goût :

— ce n’est ni un bon, ni un mauvais goût, mais c’est mon goût, dont je n’ai ni à être honteux ni à me cacher.

« Cela — est maintenant mon chemin, — où est le vôtre ? » Voilà ce que je répondais à ceux qui me demandaient « le chemin ». Car le chemin — le chemin n’existe pas.

Ainsi parlait Zarathoustra.

 

Edition bilingue
Texte original allemand suivi de la traduction française