Nietzsche | Also sprach Zarathustra | 76 - Von der Wissenschaft / De la science

 

Von der Wissenschaft.

Also sang der Zauberer; und Alle, die beisammen waren, giengen gleich Vögeln unvermerkt in das Netz seiner listigen und schwermüthigen Wollust. Nur der Gewissenhafte des Geistes war nicht eingefangen: er nahm flugs dem Zauberer die Harfe weg und rief: „Luft! Lasst gute Luft herein! Lasst Zarathustra herein! Du machst diese Höhle schwül und giftig, du schlimmer alter Zauberer!

Du verführst, du Falscher, Feiner, zu unbekannten Begierden und Wildnissen. Und wehe, wenn Solche, wie du, von der Wahrheit Redens und Wesens machen!

Wehe allen freien Geistern, welche nicht vor solchen Zauberern auf der Hut sind! Dahin ist es mit ihrer Freiheit: du lehrst und lockst zurück in Gefängnisse, —

— du alter schwermüthiger Teufel, aus deiner Klage klingt eine Lockpfeife, du gleichst Solchen, welche mit ihrem Lobe der Keuschheit heimlich zu Wollüsten laden!“

Also sprach der Gewissenhafte; der alte Zauberer aber blickte um sich, genoss seines Sieges und verschluckte darüber den Verdruss, welchen ihm der Gewissenhafte machte. „Sei still! sagte er mit bescheidener Stimme, gute Lieder wollen gut wiederhallen; nach guten Liedern soll man lange schweigen.

So thun es diese Alle, die höheren Menschen. Du aber hast wohl Wenig von meinem Lied verstanden? In dir ist Wenig von einem Zaubergeiste.“

„Du lobst mich, entgegnete der Gewissenhafte, indem du mich von dir abtrennst, wohlan! Aber ihr Anderen, was sehe ich? Ihr sitzt alle noch mit lüsternen Augen da —:

Ihr freien Seelen, wohin ist eure Freiheit! Fast, dünkt mich’s, gleicht ihr Solchen, die lange schlimmen tanzenden nackten Mädchen zusahn: eure Seelen tanzen selber!

In euch, ihr höheren Menschen, muss Mehr von Dem sein, was der Zauberer seinen bösen Zauber- und Truggeist nennt: — wir müssen wohl verschieden sein.

Und wahrlich, wir sprachen und dachten genug mitsammen, ehe Zarathustra heimkam zu seiner Höhle, als dass ich nicht wüsste: wir sind verschieden.

Wir suchen Verschiednes auch hier oben, ihr und ich. Ich nämlich suche mehr Sicherheit, desshalb kam ich zu Zarathustra. Der nämlich ist noch der festeste Thurm und Wille —

— heute, wo Alles wackelt, wo alle Erde bebt. Ihr aber, wenn ich eure Augen sehe, die ihr macht, fast dünkt mich’s, ihr sucht mehr Unsicherheit,

— mehr Schauder, mehr Gefahr, mehr Erdbeben. Euch gelüstet, fast dünkt mich’s so, vergebt meinem Dünkel, ihr höheren Menschen —

— euch gelüstet nach dem schlimmsten gefährlichsten Leben, das mir am meisten Furcht macht, nach dem Leben wilder Thiere, nach Wäldern, Höhlen, steilen Bergen und Irr-Schlünden.

Und nicht die Führer aus der Gefahr gefallen euch am besten, sondern die euch von allen Wegen abführen, die Verführer. Aber, wenn solch Gelüsten an euch wirklich ist, so dünkt es mich trotzdem unmöglich.

Furcht nämlich — das ist des Menschen Erb- und Grundgefühl; aus der Furcht erklärt sich Jegliches, Erbsünde und Erbtugend. Aus der Furcht wuchs auch meine Tugend, die heisst: Wissenschaft.

Die Furcht nämlich vor wildem Gethier — die wurde dem Menschen am längsten angezüchtet, einschliesslich das Thier, das er in sich selber birgt und fürchtet: — Zarathustra heisst es „das innere Vieh.“

Solche lange alte Furcht, endlich fein geworden, geistlich, geistig— heute, dünkt mich, heisst sie: Wissenschaft.“ —

Also sprach der Gewissenhafte; aber Zarathustra, der eben in seine Höhle zurückkam und die letzte Rede gehört und errathen hatte, warf dem Gewissenhaften eine Hand voll Rosen zu und lachte ob seiner „Wahrheiten“. „Wie! rief er, was hörte ich da eben? Wahrlich, mich dünkt, du bist ein Narr oder ich selber bin’s: und deine „Wahrheit“ stelle ich rucks und flugs auf den Kopf.

Furcht nämlich — ist unsre Ausnahme. Muth aber und Abenteuer und Lust am Ungewissen, am Ungewagten, — Muth dünkt mich des Menschen ganze Vorgeschichte.

Den wildesten muthigsten Thieren hat er alle ihre Tugenden abgeneidet und abgeraubt: so erst wurde er — zum Menschen.

Dieser Muth, endlich fein geworden, geistlich, geistig, dieser Menschen-Muth mit Adler-Flügeln und Schlangen-Klugheit: der, dünkt mich, heisst heute —“

„Zarathustra“! schrien Alle, die beisammen sassen, wie aus Einem Munde und machten dazu ein grosses Gelächter; es hob sich aber von ihnen wie eine schwere Wolke. Auch der Zauberer lachte und sprach mit Klugheit: „Wohlan! Er ist davon, mein böser Geist!

Und habe ich euch nicht selber vor ihm gewarnt, als ich sagte, dass er ein Betrüger sei, ein Lug- und Truggeist?

Sonderlich nämlich, wenn er sich nackend zeigt. Aber was kann ich für seine Tücken! Habe ich ihn und die Welt geschaffen?

Wohlan! Seien wir wieder gut und guter Dinge! Und ob schon Zarathustra böse blickt — seht ihn doch! er ist mir gram —:

— bevor die Nacht kommt, lernt er wieder, mich lieben und loben, er kann nicht lange leben, ohne solche Thorheiten zu thun.

Der — liebt seine Feinde: diese Kunst versteht er am besten von Allen, die ich sah. Aber er nimmt Rache dafür — an seinen Freunden!“

Also sprach der alte Zauberer, und die höheren Menschen zollten ihm Beifall: so dass Zarathustra herumgieng und mit Bosheit und Liebe seinen Freunden die Hände schüttelte, — gleichsam als Einer, der an Allen Etwas gutzumachen und abzubitten hat. Als er aber dabei an die Thür seiner Höhle kam, siehe, da gelüstete ihn schon wieder nach der guten Luft da draussen und nach seinen Thieren, — und er wollte hinaus schlüpfen.

 

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-- Traduction française, par Henri Albert --

De la science

Ainsi chantait l’enchanteur ; et tous ceux qui étaient assemblés furent pris comme des oiseaux, au filet de sa volupté rusée et mélancolique. Seul le consciencieux de l’esprit ne s’était pas laissé prendre : il enleva vite la harpe de la main de l’enchanteur et s’écria : « De l’air ! Faites entrer de bon air ! Faites entrer Zarathoustra ! Tu rends l’air de cette caverne lourd et empoisonné, vieil enchanteur malin !

Homme faux et raffiné, ta séduction conduit à des désirs et à des déserts inconnus. Et malheur à nous si des gens comme toi parlent de la vérité et lui donnent de l’importance !

Malheur à tous les esprits libres qui ne sont pas en garde contre pareils enchanteurs ! C’en sera fait de leur liberté : tu enseignes le retour dans les prisons et tu y ramènes, —

— vieux démon mélancolique, ta plainte contient un appel, tu ressembles à ceux dont l’éloge de la chasteté invite secrètement à des voluptés ! »

Ainsi parlait le consciencieux ; mais le vieil enchanteur regardait autour de lui, jouissant de sa victoire, ce qui faisait rentrer en lui le dépit que lui causait le consciencieux. « Tais-toi, dit-il d’une voix modeste, de bonnes chansons veulent avoir de bons échos ; après de bonnes chansons, il faut se taire longtemps.

C’est ainsi qu’ils font tous, ces hommes supérieurs. Mais toi tu n’as probablement pas compris grand’chose à mon poème ? En toi il n’y a rien moins qu’un esprit enchanteur. »

« Tu me loues, répartit le consciencieux, en me séparant de toi ; cela est très bien ! Mais vous autres, que vois-je ! Vous êtes encore assis là avec des regards de désir — :

Ô âmes libres, où donc s’en est allée votre liberté ? Il me semble presque que vous ressemblez à ceux qui ont longtemps regardé danser les filles perverses et nues : vos âmes mêmes se mettent à danser !

Il doit y avoir en vous, ô hommes supérieurs, beaucoup plus de ce que l’enchanteur appelle son mauvais esprit d’enchantement et de duperie : — il faut bien que nous soyons différents.

Et, en vérité, nous avons assez parlé et pensé ensemble, avant que Zarathoustra revînt à sa caverne, pour que je sache que nous sommes différents.

Nous cherchons des choses différentes, là-haut aussi, vous et moi. Car moi je cherche plus de certitude, c’est pourquoi je suis venu auprès de Zarathoustra. Car c’est lui qui est le rempart le plus solide et la volonté la plus dure —

— aujourd’hui que tout chancelle, que la terre tremble. Mais vous autres, quand je vois les yeux que vous faites, je croirais presque que vous cherchez plus d’incertitude,

— plus de frissons, plus de dangers, plus de tremblements de terre. Il me semble presque que vous ayez envie, pardonnez-moi ma présomption, ô hommes supérieurs —

— envie de la vie la plus inquiétante et la plus dangereuse, qui m’inspire le plus de crainte à moi, la vie des bêtes sauvages, envie de forêts, de cavernes, de montagnes abruptes et de labyrinthes.

Et ce ne sont pas ceux qui vous conduisent hors du danger qui vous plaisent le plus, ce sont ceux qui vous éconduisent, qui vous éloignent de tous les chemins, les séducteurs. Mais si de telles envies sont véritables en vous, elles me paraissent quand même impossibles.

Car la crainte — c’est le sentiment inné et primordial de l’homme ; par la crainte s’explique toute chose, le péché originel et la vertu originelle. Ma vertu, elle aussi, est née de la crainte, elle s’appelle : science.

Car la crainte des animaux sauvages — c’est cette crainte que l’homme connut le plus longtemps, y compris celle de l’animal que l’homme cache et craint en lui-même : — Zarathoustra l’appelle « la bête intérieure ».

Cette longue et vieille crainte, enfin affinée et spiritualisée, — aujourd’hui il me semble qu’elle s’appelle Science. » —

Ainsi parlait le consciencieux ; mais Zarathoustra, qui rentrait au même instant dans sa caverne et qui avait entendu et deviné la dernière partie du discours, jeta une poignée de roses au consciencieux en riant de ses « vérités ». « Comment ! s’écria-t-il, qu’est-ce que je viens d’entendre ? En vérité, il me semble que tu es fou ou bien que je le suis moi-même : et je me hâte de placer ta vérité sur la tête d’un seul coup.

Car la crainte — est notre exception. Le courage cependant, l’esprit d’aventure et la joie de l’incertain, de ce qui n’a pas encore été hasardé, — le courage, voilà ce qui me semble toute l’histoire primitive de l’homme.

Il a eu envie de toutes les vertus des bêtes les plus sauvages et les plus courageuses, et il les leur a arrachées : ce n’est qu’ainsi qu’il est devenu — homme.

Ce courage, enfin affiné, enfin spiritualisé, ce courage humain, avec les ailes de l’aigle et la ruse du serpent : ce courage, me semble-t-il, s’appelle aujourd’hui — »

« Zarathoustra ! » s’écrièrent tous ceux qui étaient réunis, comme d’une seule voix, en partant d’un grand éclat de rire ; mais quelque chose s’éleva d’eux qui ressemblait à un nuage noir. L’enchanteur, lui aussi, se mit à rire et il dit d’un ton rusé : « Eh bien ! il s’en est allé mon mauvais esprit !

Et ne vous ai-je pas moi-même mis en défiance contre lui, lorsque je disais qu’il est un imposteur, un esprit de mensonge et de tromperie ?

Surtout quand il se montre nu. Mais que puis-je faire à ses malices, moi ! Est-ce moi qui l’ai créé et qui ai créé le monde ?

Eh bien ! soyons de nouveau bons et de bonne humeur ! Et quoique Zarathoustra ait le regard sombre — regardez-le donc ! il m’en veut — :

— avant que la nuit soit venue il apprendra de nouveau à m’aimer et à me louer, il ne peut pas vivre longtemps sans faire de pareilles folies.

Celui-ci — aime ses ennemis : c’est lui qui connaît le mieux cet art, parmi tous ceux que j’ai rencontrés. Mais il s’en venge — sur ses amis ! »

Ainsi parlait le vieil enchanteur, et les hommes supérieurs l’acclamèrent : en sorte que Zarathoustra se mit à circuler dans sa caverne, secouant les mains de ses amis avec méchanceté et amour, — comme quelqu’un qui a quelque chose à excuser et à réparer auprès de chacun. Mais lorsqu’il arriva à la porte de sa caverne, voici, il eut de nouveau envie du bon air qui régnait dehors et de ses animaux, — et il voulut se glisser dehors.

 

Edition bilingue
Texte original allemand suivi de la traduction française