Nietzsche | Also sprach Zarathustra | 75 - Das Lied der Schwermuth / Le chant de la mélancolie

 

Das Lied der Schwermuth.

1.

Als Zarathustra diese Reden sprach, stand er nahe dem Eingange seiner Höhle; mit den letzten Worten aber entschlüpfte er seinen Gästen und floh für eine kurze Weile in’s Freie.

„Oh reine Gerüche um mich, rief er aus, oh selige Stille um mich! Aber wo sind meine Thiere? Heran, heran, mein Adler und meine Schlange!

Sagt mir doch, meine Thiere: diese höheren Menschen insgesammt — riechen sie vielleicht nicht gut? Oh reine Gerüche um mich! Jetzo weiss und fühle ich erst, wie ich euch, meine Thiere, liebe.“

— Und Zarathustra sprach nochmals: „ich liebe euch, meine Thiere!“ Der Adler aber und die Schlange drängten sich an ihn, als er diese Worte sprach, und sahen zu ihm hinauf. Solchergestalt waren sie zu drei still beisammen und schnüffelten und schlürften mit einander die gute Luft. Denn die Luft war hier draussen besser als bei den höheren Menschen.

* * *

2.

Kaum aber hatte Zarathustra seine Höhle verlassen, da erhob sich der alte Zauberer, sah listig umher und sprach: „Er ist hinaus!

Und schon, ihr höheren Menschen — dass ich euch mit diesem Lob- und Schmeichel-Namen kitzle, gleich ihm selber — schon fällt mich mein schlimmer Trug- und Zaubergeist an, mein schwermüthiger Teufel,

— welcher diesem Zarathustra ein Widersacher ist aus dem Grunde: vergebt es ihm! Nun will er vor euch zaubern, er hat gerade seine Stunde; umsonst ringe ich mit diesem bösen Geiste.

Euch Allen, welche Ehren ihr euch mit Worten geben mögt, ob ihr euch „die freien Geister“ nennt oder „die Wahrhaftigen“ oder „die Büsser des Geistes“ oder „die Entfesselten“ oder „die grossen Sehnsüchtigen“ —

— euch Allen, die ihr am grossen Ekel leidet gleich mir, denen der alte Gott starb und noch kein neuer Gott in Wiegen und Windeln liegt, — euch Allen ist mein böser Geist und Zauber-Teufel hold.

Ich kenne euch, ihr höheren Menschen, ich kenne ihn, — ich kenne auch diesen Unhold, den ich wider Willen liebe, diesen Zarathustra: er selber dünkt mich öfter gleich einer schönen Heiligen-Larve,

— gleich einem neuen wunderlichen Mummenschanze, in dem sich mein böser Geist, der schwermüthige Teufel, gefällt: — ich liebe Zarathustra, so dünkt mich oft, um meines bösen Geistes Willen. —

Aber schon fällt der mich an und zwingt mich, dieser Geist der Schwermuth, dieser Abend-Dämmerungs-Teufel: und, wahrlich, ihr höheren Menschen, es gelüstet ihn —

— macht nur die Augen auf! — es gelüstet ihn, nackt zu kommen, ob männlich, ob weiblich, noch weiss ich’s nicht: aber er kommt, er zwingt mich, wehe! macht eure Sinne auf!

Der Tag klingt ab, allen Dingen kommt nun der Abend, auch den besten Dingen; hört nun und seht, ihr höheren Menschen, welcher Teufel, ob Mann, ob Weib, dieser Geist der Abend-Schwermuth ist!“

Also sprach der alte Zauberer, sah listig umher und griff dann zu seiner Harfe.

* * *

3.
Bei abgehellter Luft,
Wenn schon des Thau’s Tröstung
Zur Erde niederquillt,
Unsichtbar, auch ungehört: —
Denn zartes Schuhwerk trägt
Der Tröster Thau gleich allen Trost-Milden —:
Gedenkst du da, gedenkst du, heisses Herz,
Wie einst du durstetest,
Nach himmlischen Thränen und Thau-Geträufel
Versengt und müde durstetest,
Dieweil auf gelben Gras-Pfaden
Boshaft abendliche Sonnenblicke
Durch schwarze Bäume um dich liefen,
Blendende Sonnen-Gluthblicke, schadenfrohe.
„Der Wahrheit Freier? Du? — so höhnten sie —
Nein! Nur ein Dichter!
Ein Thier, ein listiges, raubendes, schleichendes,
Das lügen muss,
Das wissentlich, willentlich lügen muss:
Nach Beute lüstern,
Bunt verlarvt,
Sich selber Larve,
Sich selbst zur Beute —
Das — der Wahrheit Freier?
Nein! Nur Narr! Nur Dichter!
Nur Buntes redend,
Aus Narren-Larven bunt herausschreiend,
Herumsteigend auf lügnerischen Wort-Brücken,
Auf bunten Regenbogen,
Zwischen falschen Himmeln
Und falschen Erden,
Herumschweifend, herumschwebend, —
Nur Narr! Nur Dichter!
Das — der Wahrheit Freier?
Nicht still, starr, glatt, kalt,
Zum Bilde worden,
Zur Gottes-Säule,
Nicht aufgestellt vor Tempeln,
Eines Gottes Thürwart:
Nein! Feindselig solchen Wahrheits-Standbildern,
In jeder Wildniss heimischer als vor Tempeln,
Voll Katzen-Muthwillens,
Durch jedes Fenster springend
Husch! in jeden Zufall,
Jedem Urwalde zuschnüffelnd,
Süchtig-sehnsüchtig zuschnüffelnd,
Dass du in Urwäldern
Unter buntgefleckten Raubthieren
Sündlich-gesund und bunt und schön liefest,
Mit lüsternen Lefzen,
Selig-höhnisch, selig-höllisch, selig-blutgierig,
Raubend, schleichend, lügend liefest: —
Oder, dem Adler gleich, der lange,
Lange starr in Abgründe blickt,
In seine Abgründe: — —
Oh wie sie sich hier hinab,
Hinunter, hinein,
In immer tiefere Tiefen ringeln! —
Dann,
Plötzlich, geraden Zugs,
Gezückten Flugs,
Auf Lämmer stossen,
Jach hinab, heisshungrig,
Nach Lämmern lüstern,
Gram allen Lamms-Seelen,
Grimmig-gram Allem, was blickt
Schafmässig, lammäugig, krauswollig,
Grau, mit Lamms-Schafs-Wohlwollen!
Also
Adlerhaft, pantherhaft
Sind des Dichters Sehnsüchte,
Sind deine Sehnsüchte unter tausend Larven,
Du Narr! Du Dichter!
Der du den Menschen schautest
So Gott als Schaf —:
Den Gott zerreissen im Menschen
Wie das Schaf im Menschen,
Und zerreissend lachen —
Das, Das ist deine Seligkeit!
Eines Panthers und Adlers Seligkeit!
Eines Dichters und Narren Seligkeit!“ — —
Bei abgehellter Luft,
Wenn schon des Monds Sichel
Grün zwischen Purpurröthen
Und neidisch hinschleicht:
— dem Tage feind,
Mit jedem Schritte heimlich
An Rosen-Hängematten
Hinsichelnd, bis sie sinken,
Nacht-abwärts blass hinabsinken: —
So sank ich selber einstmals
Aus meinem Wahrheits-Wahnsinne,
Aus meinen Tages-Sehnsüchten,
Des Tages müde, krank vom Lichte,
— sank abwärts, abendwärts, schattenwärts:
Von Einer Wahrheit
Verbrannt und durstig:
— gedenkst du noch, gedenkst du, heisses Herz,
Wie da du durstetest? —
Dass ich verbannt sei
Von aller Wahrheit,
Nur Narr!
Nur Dichter!

 

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-- Traduction française, par Henri Albert --

Le chant de la mélancolie

1.

Lorsque Zarathoustra prononça ces discours, il se trouvait à l’entrée de sa caverne ; mais après les dernières paroles, il s’échappa de ses hôtes et s’enfuit pour un moment en plein air.

« Ô odeurs pures autour de moi, s’écria-t-il, ô tranquillité bienheureuse autour de moi ! Mais où sont mes animaux ? Venez, venez, mon aigle et mon serpent !

Dites-moi donc, mes animaux : tous ces hommes supérieurs, — ne sentent-ils peut-être pas bon ? Ô odeurs pures autour de moi ! Maintenant je sais et je sens seulement combien je vous aime, mes animaux. »

— Et Zarathoustra dit encore une fois : « Je vous aime, mes animaux ! » L’aigle et le serpent cependant se pressèrent contre lui, tandis qu’il prononçait ces paroles et leurs regards s’élevèrent vers lui. Ainsi ils se tenaient ensemble tous les trois, silencieusement, aspirant le bon air les uns auprès des autres. Car là-dehors l’air était meilleur que chez les hommes supérieurs.

2.

Mais à peine Zarathoustra avait-il quitté la caverne, que le vieil enchanteur se leva et, regardant malicieusement autour de lui, il dit : « Il est sorti !

Et déjà, ô homme supérieurs — permettez-moi de vous chatouiller de ce nom de louange et de flatterie, comme il fit lui-même — déjà mon esprit malin et trompeur, mon esprit d’enchanteur, s’empare de moi, mon démon de mélancolie,

— qui est, jusqu’au fond du cœur, l’adversaire de ce Zarathoustra : pardonnez-lui ! Maintenant il veut faire devant vous ses enchantements, c’est justement son heure ; je lutte en vain avec ce mauvais esprit.

À vous tous, quels que soient les honneurs que vous vouliez prêter, que vous vous appeliez les « esprits libres » ou bien « les véridiques », ou bien « les expiateurs de l’esprit », « les déchaînés », ou bien « ceux du grand désir » —

à vous tous qui souffrez comme moi du grand dégoût, pour qui le Dieu ancien est mort, sans qu’un Dieu nouveau soit encore au berceau, enveloppé de linges, — à vous tous, mon mauvais esprit, mon démon enchanteur, est favorable.

Je vous connais, ô hommes supérieurs, je le connais, — je le connais aussi, ce lutin que j’aime malgré moi, ce Zarathoustra : il me semble le plus souvent semblables à une belle larve de saint,

— semblable à un nouveau déguisement singulier, où se plaît mon esprit mauvais, le démon de mélancolie : — souvent il me semble que j’aime Zarathoustra à cause de mon mauvais esprit. —

Mais déjà il s’empare de moi et il me terrasse, ce mauvais esprit, cet esprit de mélancolie, ce démon du crépuscule : et en vérité, ô hommes supérieurs, il est pris d’une envie —

— ouvrez les yeux ! — il est pris d’une envie de venir nu, en homme ou en femme, je ne le sais pas encore : mais il vient, il me terrasse, malheur à moi ! ouvrez vos sens !

Le jour baisse, pour toutes choses le soir vient maintenant, même pour les meilleures choses ; écoutez donc et voyez, ô hommes supérieurs, quel démon, homme ou femme, est cet esprit de la mélancolie du soir !

Ainsi parlait le vieil enchanteur, puis il regarda malicieusement autour de lui et saisit sa harpe.

3.

Dans l’air clarifié,
quand déjà la consolation de la rosée
descend sur terre,
invisible, sans qu’on l’entende,
— car la rosée consolatrice porte

des chaussures fines, comme tous les doux consolateurs —
songes-tu alors, songes-tu, cœur chaud,
comme tu avais soif jadis,
soif de larmes divines, de gouttes de rosée,
altéré et fatigué, comme tu avais soif,
puisque dans l’herbe, sur des sentes jaunies,
des rayons du soleil couchant, méchamment,
au travers des arbres noirs, couraient autour de toi,
des rayons de soleil, ardents et éblouissants, malicieux.

« Le prétendant de la vérité ? toi ? — ainsi se moquaient-ils —
Non ! Poète seulement !
Une bête rusée, sauvage, rampante,
qui doit mentir :
qui doit mentir sciemment, volontairement,
envieuse de butin,
masquée de couleurs,
masque pour elle-même,
butin pour elle-même —
Ceci — le prétendant de la vérité !…
Non ! Fou seulement ! poète seulement !
parlant en images coloriées,
criant sous un masque de fou multicolore,
errant sur de mensongers ponts de paroles,
sur des arcs-en-ciel mensongers,
parmi de faux ciels
errant, planant çà et là, —
fou seulement ! poète seulement !…

Ceci — le prétendant de la vérité ?…

ni silencieux, ni rigide, lisse et froid,
changé en image,
en statue divine,
ni placé devant les temples,
gardien du seuil d’un Dieu :
non ! ennemi de tous ces monuments de la vertu,
plus familier de tous les déserts que de l’entrée des temples,
plein de chatteries téméraires,
sautant par toutes les fenêtres,
vlan ! dans tous les hasards,
reniflant dans toutes les forêts vierges,
reniflant d’envie et de désirs !
Ah ! que tu coures dans les forêts vierges,
parmi les fauves bigarrés,
bien portant, colorié et beau comme le péché,
avec les lèvres lascives,
divinement moqueur, divinement infernal, divinement sanguin
que tu coures sauvage, rampeur, menteur : —

Ou bien, semblable aux aigles, qui regardent longtemps,
longtemps, le regard fixé dans les abîmes,
dans leur abîmes : — —
ô comme ils planent en cercle,
descendant toujours plus bas,
au fond de l’abîme toujours plus profond ! —
puis
soudain,
d’un trait droit,
les ailes ramenées,

fondant sur des agneaux,
d’un vol subit, affamés,
pris de l’envie de ces agneaux,
détestant toutes les âmes d’agneaux,
haineux de tout ce qui a le regard
de l’agneau, l’œil de la brebis, la laine frisée
et grise, avec la bienveillance de l’agneau !

Tels sont,
comme chez l’aigle et la panthère,
les désirs du poète,
tels sont tes désirs, entre mille masques,
toi qui es fou, toi qui es poète !…

Toi qui vis l’homme,
tel Dieu, comme un agneau — :
Déchirer Dieu dans l’homme,
comme l’agneau dans l’homme,
rire en le déchirant —

Ceci, ceci est ta félicité !
La félicité d’un aigle et d’une panthère,
la félicité d’un poète et d’un fou ! »…

Dans l’air clarifié,
quand déjà le croissant de la lune
glisse ses rayons verts,
envieusement, parmi la pourpre du couchant :
— ennemi du jour,
glissant à chaque pas, furtivement,
devant les bosquets de roses,
jusqu’à ce qu’ils s’effondrent
pâles dans la nuit : —

ainsi je suis tombé moi-même jadis

de ma folie de vérité,
de mes désirs du jour,
fatigué du jour, malade de lumière,
— je suis tombé plus bas, vers le couchant et l’ombre :
par une vérité
brûlé et assoiffé :
— t’en souviens-tu, t’en souviens-tu, cœur chaud,
comme alors tu avais soif ? —
Que je sois banni
de toutes les vérités !
Fou seulement, poète seulement !

 

Edition bilingue
Texte original allemand suivi de la traduction française