Nietzsche | Also sprach Zarathustra | 53 - Von den Abtrünnigen / Des transfuges

 

Von den Abtrünnigen.

1.

Ach, liegt Alles schon welk und grau, was noch jüngst auf dieser Wiese grün und bunt stand? Und wie vielen Honig der Hoffnung trug ich von hier in meine Bienenkörbe!

Diese jungen Herzen sind alle schon alt geworden, — und nicht alt einmal! nur müde, gemein, bequem: — sie heissen es „wir sind wieder fromm geworden.“

Noch jüngst sah ich sie in der Frühe auf tapferen Füssen hinauslaufen: aber ihre Füsse der Erkenntniss wurden müde, und nun verleumden sie auch noch ihre Morgen-Tapferkeit!

Wahrlich, Mancher von ihnen hob einst die Beine wie ein Tänzer, ihm winkte das Lachen in meiner Weisheit: — da besann er sich. Eben sah ich ihn krumm — zum Kreuze kriechen.

Um Licht und Freiheit flatterten sie einst gleich Mücken und jungen Dichtern. Ein Wenig älter, ein Wenig kälter: und schon sind sie Dunkler und Munkler und Ofenhocker.

Verzagte ihnen wohl das Herz darob, dass mich die Einsamkeit verschlang gleich einem Wallfische? Lauschte ihr Ohr wohl sehnsüchtig-lange umsonst nach mir und meinen Trompeten- und Herolds-Rufen?

— Ach! Immer sind ihrer nur Wenige, deren Herz einen langen Muth und Übermuth hat; und solchen bleibt auch der Geist geduldsam. Der Rest aber ist feige.

Der Rest: das sind immer die Allermeisten, der Alltag, der Überfluss, die Viel-zu-Vielen — diese alle sind feige! —

Wer meiner Art ist, dem werden auch die Erlebnisse meiner Art über den Weg laufen: also, dass seine ersten Gesellen Leichname und Possenreisser sein müssen.

Seine zweiten Gesellen aber — die werden sich seine Gläubigen heissen: ein lebendiger Schwarm, viel Liebe, viel Thorheit, viel unbärtige Verehrung.

An diese Gläubigen soll Der nicht sein Herz binden, wer meiner Art unter Menschen ist; an diese Lenze und bunte Wiesen soll Der nicht glauben, wer die flüchtig-feige Menschenart kennt!

Könnten sie anders, so würden sie auch anders wollen. Halb- und Halbe verderben alles Ganze. Dass Blätter welk werden, — was ist da zu klagen!

Lass sie fahren und fallen, oh Zarathustra, und klage nicht! Lieber noch blase mit raschelnden Winden unter sie, —

— blase unter diese Blätter, oh Zarathustra: dass alles Welke schneller noch von dir davonlaufe! —

***

2.

„Wir sind wieder fromm geworden“ — so bekennen diese Abtrünnigen; und Manche von ihnen sind noch zu feige, also zu bekennen.

Denen sehe ich in’s Auge, — denen sage ich es in’s Gesicht und in die Röthe ihrer Wangen: ihr seid Solche, welche wieder beten!

Es ist aber eine Schmach, zu beten! Nicht für Alle, aber für dich und mich und wer auch im Kopfe sein Gewissen hat. Für dich ist es eine Schmach, zu beten!

Du weisst es wohl: dein feiger Teufel in dir, der gerne Hände-falten und Hände-in-den-Schooss-legen und es bequemer haben möchte: — dieser feige Teufel redet dir zu „es giebt einen Gott!“

Damit aber gehörst du zur lichtscheuen Art, denen Licht nimmer Ruhe lässt; nun musst du täglich deinen Kopf tiefer in Nacht und Dunst stecken!

Und wahrlich, du wähltest die Stunde gut: denn eben wieder fliegen die Nachtvögel aus. Die Stunde kam allem lichtscheuen Volke, die Abend- und Feierstunde, wo es nicht — „feiert.“

Ich höre und rieche es: es kam ihre Stunde für Jagd und Umzug, nicht zwar für eine wilde Jagd, sondern für eine zahme lahme schnüffelnde Leisetreter- und Leisebeter-Jagd, —

— für eine Jagd auf seelenvolle Duckmäuser: alle Herzens-Mausefallen sind jetzt wieder aufgestellt! Und wo ich einen Vorhang aufhebe, da kommt ein Nachtfalterchen herausgestürzt.

Hockte es da wohl zusammen mit einem andern Nachtfalterchen? Denn überall rieche ich kleine verkrochne Gemeinden; und wo es Kämmerlein giebt, da giebt es neue Bet-Brüder drin und den Dunst von Bet-Brüdern.

Sie sitzen lange Abende bei einander und sprechen: „lasset uns wieder werden wie die Kindlein und „lieber Gott“ sagen!“ — an Mund und Magen verdorben durch die frommen Zuckerbäcker.

Oder sie sehen lange Abende einer listigen lauernden Kreuzspinne zu, welche den Spinnen selber Klugheit predigt und also lehrt: „unter Kreuzen ist gut spinnen!“

Oder sie sitzen Tags über mit Angelruthen an Sümpfen und glauben sich tief damit; aber wer dort fischt, wo es keine Fische giebt, den heisse ich noch nicht einmal oberflächlich!

Oder sie lernen fromm-froh die Harfe schlagen bei einem Lieder-Dichter, der sich gern jungen Weibchen in’s Herz harfnen möchte: — denn er wurde der alten Weibchen müde und ihres Lobpreisens.

Oder sie lernen gruseln bei einem gelahrten Halb-Tollen, der in dunklen Zimmern wartet, dass ihm die Geister kommen — und der Geist ganz davonläuft!

Oder sie horchen einem alten umgetriebnen Schnurr- und Knurrpfeifer zu, der trüben Winden die Trübsal der Töne ablernte; nun pfeift er nach dem Winde und predigt in trüben Tönen Trübsal.

Und Einige von ihnen sind sogar Nachtwächter geworden: die verstehen jetzt in Hörner zu blasen und Nachts umherzugehn und alte Sachen aufzuwecken, die lange schon eingeschlafen sind.

Fünf Worte von alten Sachen hörte ich gestern Nachts an der Garten-Mauer: die kamen von solchen alten betrübten trocknen Nachtwächtern.

„Für einen Vater sorgt er nicht genug um seine Kinder: Menschen-Väter thun diess besser!“ —

„Er ist zu alt! Er sorgt schon gar nicht mehr um seine Kinder“ — also antwortete der andre Nachtwächter.

„Hat er denn Kinder? Niemand kann’s beweisen, wenn er’s selber nicht beweist! Ich wollte längst, er bewiese es einmal gründlich.“

„Beweisen? Als ob Der je Etwas bewiesen hätte! Beweisen fällt ihm schwer; er hält grosse Stücke darauf, dass man ihm glaubt.“

„Ja! Ja! Der Glaube macht ihn selig, der Glaube an ihn. Das ist so die Art alter Leute! So geht’s uns auch!“ —

— Also sprachen zu einander die zwei alten Nachtwächter und Lichtscheuchen, und tuteten darauf betrübt in ihre Hörner: so geschah’s gestern Nachts an der Garten-Mauer.

Mir aber wand sich das Herz vor Lachen und wollte brechen und wusste nicht, wohin? und sank in’s Zwerchfell.

Wahrlich, das wird noch mein Tod sein, dass ich vor Lachen ersticke, wenn ich Esel betrunken sehe und Nachtwächter also an Gott zweifeln höre.

Ist es denn nicht lange vorbei auch für alle solche Zweifel? Wer darf noch solche alte eingeschlafne lichtscheue Sachen aufwecken!

Mit den alten Göttern gieng es ja lange schon zu Ende: — und wahrlich, ein gutes fröhliches Götter-Ende hatten sie!

Sie „dämmerten“ sich nicht zu Tode, — das lügt man wohl! Vielmehr: sie haben sich selber einmal zu Tode — gelacht!

Das geschah, als das gottloseste Wort von einem Gotte selber ausgieng, — das Wort „Es ist Ein Gott! Du sollst keinen andern Gott haben neben mir!“ —

— ein alter Grimm-Bart von Gott, ein eifersüchtiger vergass sich also: —

Und alle Götter lachten damals und wackelten auf ihren Stühlen und riefen: „Ist das nicht eben Göttlichkeit, dass es Götter, aber keinen Gott giebt?“

Wer Ohren hat, der höre. —

Also redete Zarathustra in der Stadt, die er liebte und welche zubenannt ist „die bunte Kuh.“ Von hier nämlich hatte er nur noch zwei Tage zu gehen, dass er wieder in seine Höhle käme und zu seinen Thieren; seine Seele aber frohlockte beständig ob der Nähe seiner Heimkehr. —

 

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-- Traduction française, par Henri Albert --

Des transfuges

1.

Hélas ! tout ce qui, naguère, était encore vert et coloré sur cette prairie est déjà fané et gris maintenant ! Et combien j’ai porté de miel d’espérance d’ici à ma ruche !

Tous ces jeunes cœurs sont déjà devenu vieux, — et à peine s’ils sont vieux ! ils sont fatigués seulement, vulgaires et nonchalants : — ils expliquent cela en disant : « Nous sommes redevenus pieux. »

Naguère encore je les vis marcher à la première heure sur des jambes courageuses : mais leurs jambes de la connaissance se sont fatiguées, et maintenant ils calomnient même leur bravoure du matin.

En vérité, plus d’un soulevait jadis sa jambe comme un danseur, le rire lui faisait signe dans ma sagesse. — Puis il se mit à réfléchir. Je viens de le voir courbé — rampant vers la croix.

Ils voltigeaient jadis autour de la lumière et de la liberté, comme font les moucherons et les jeunes poètes. Un peu plus vieux, un peu plus froids : et déjà ils sont assis derrière le poêle, comme des calotins et des cagots.

Ont-ils perdu courage parce que la solitude m’a englouti comme aurait fait une baleine ? Ont-ils vainement prêté l’oreille, longtemps et pleins de désir, sans entendre mes trompettes et mes appels de héraut ?

— Hélas ! Ils sont toujours en petit nombre ceux dont le cœur garde longtemps son courage et son impétuosité ; et c’est dans ce petit nombre que l’esprit demeure persévérant. Tout le reste est lâcheté.
Tout le reste : c’est toujours le plus grand nombre, ce sont les vulgaires et les superflus, ceux qui sont de trop. — Tous ceux-là sont des lâches ! —

Celui qui est de mon espèce rencontrera sur son chemin des aventures pareilles aux miennes : en sorte que ses premiers compagnons devront être des cadavres et des acrobates.

Les seconds compagnons cependant, — ceux-là s’appelleront les croyants : une vivante multitude, beaucoup d’amour, beaucoup de folie, beaucoup de vénération enfantine.

C’est à ces croyants que celui qui est de mon espèce parmi les hommes ne devra pas attacher son cœur ; c’est à ces printemps et à ces prairies multicolores que celui qui connaît l’espèce humaine, faible et fugitive, ne devra pas croire !

Si ces croyants pouvaient autrement, ils voudraient aussi autrement. Ce qui n’est qu’à demi entame tout ce qui est entier. Quand des feuilles se fanent, — pourquoi se plaindrait-on !

Laisse-les aller, laisse-les tomber, ô Zarathoustra, et ne te plains pas ! Souffle plutôt parmi eux avec le bruissement du vent, —

— souffle parmi ces feuilles, ô Zarathoustra, que tout ce qui est fané tombe et s’en aille de toi plus vite encore ! —

2.

« Nous sommes redevenus pieux » — ainsi confessent les transfuges et beaucoup d’entre eux sont encore trop lâches pour confesser cela.

Je les regarde dans le blanc des yeux, — je le dis en plein visage et dans la rougeur de leur joue : vous êtes de ceux qui prient de nouveau !

Cependant c’est une honte de prier ! Non pour tout le monde, mais pour toi et pour moi, et pour tous ceux qui ont leur conscience dans la tête. Pour toi, c’est une honte de prier !

Tu le sais bien : le lâche démon en toi qui aime à joindre les mains ou à croiser les bras et qui désire une vie plus facile : — ce lâche démon te dit : « Il est un Dieu !’

Mais ainsi tu es de ceux qui fuient la lumière, de ceux que la lumière inquiète sans cesse. Maintenant il te faut quotidiennement plonger ta tête plus profondément dans la nuit et les ténèbres.

Et, en vérité, tu as bien choisi ton heure : car les oiseaux de nuit ont repris leur vol. L’heure des êtres nocturnes est venue, l’heure du chômage où ils ne — « chôment » pas.

Je l’entends et je le sens : l’heure est venue des chasses et des processions, non des chasses sauvages, mais des chasses douces et débiles, reniflant dans les coins, sans faire plus de bruit que le murmure des prières, —

— des chasses aux cagots, pleins d’âme : toutes les souricières des cœurs sont de nouveau braquées ! Et partout où je soulève un rideau, une petite phalène se précipite dehors.
Était-elle blottie là avec une autre petite phalène ? Car partout je sens de petites communautés cachées ; et partout où il y a des réduits, il y a de nouveaux bigots avec l’odeur des bigots.

Ils se mettent ensemble pendant des soirées entières et ils se disent : « Redevenons comme les petits enfants et invoquons le bon Dieu ! » — Ils ont la bouche et l’estomac gâtés par les pieux confiseurs.

Ou bien, durant de longs soirs, ils regardent les ruses d’une araignée à l’affût, qui prêche la sagesse aux autres araignées, en leur enseignant : « Sous les croix, il fait bon tisser sa toile ! »

Ou bien ils sont assis pendant des journées entières à pêcher à la ligne au bord des marécages, et ils croient que c’est là être profond ; mais celui qui pêche où il n’y a pas de poisson, j’estime qu’il n’est même pas superficiel !

Ou bien ils apprennent avec joie et piété à jouer de la harpe chez un chansonnier qui aimerait bien s’insinuer dans le cœur des petites jeunes femmes : — car ce chansonnier est fatigué des vieilles femmes et de leurs louanges.

Ou bien ils apprennent la peur chez un sage à moitié détraqué qui attend, dans des chambres obscures, que les esprits apparaissent — tandis que leur esprit disparaît entièrement !

Ou bien ils écoutent un vieux charlatan, musicien ambulant, à qui la tristesse du vent a enseigné la lamentation des tons ; maintenant il siffle d’après le vent et il prêche la tristesse d’un ton triste.
Et quelques-uns d’entre eux se sont même faits veilleurs de nuit : ils savent maintenant souffler dans la corne, circuler la nuit et réveiller de vieilles choses endormies depuis longtemps.

J’ai entendu hier dans la nuit, le long des vieux murs du jardin, cinq paroles à propos de ces vieilles choses : elles venaient de ces vieux veilleurs de nuit tristes et grêles.

« Pour un père, il ne veille pas assez sur ses enfants : des pères humains font cela mieux que lui ! »

« Il est trop vieux. Il ne s’occupe plus du tout de ses enfants », — ainsi répondit l’autre veilleur de nuit.

« A-t-il donc des enfants ? Personne ne peut le démontrer s’il ne le démontre lui-même ! Il y a longtemps que je voudrais une fois le lui voir démontrer sérieusement. »

« Démontrer ? A-t-il jamais démontré quelque chose, celui-là ? Les preuves lui sont difficiles ; il tient beaucoup à ce que l’on croie en lui. »

« Oui, oui ! La foi le sauve, la foi en lui-même. C’est l’habitude des vieilles gens ! Nous sommes faits de même ! » —

— Ainsi parlèrent l’un à l’autre les deux veilleurs de nuit, ennemis de la lumière, puis ils soufflèrent tristement dans leurs cornes. Voilà ce qui se passa hier dans la nuit, le long des vieux murs du jardin.

Quant à moi, mon cœur se tordait de rire ; il voulait se briser, mais ne savait comment ; et cet accès d’hilarité me secouait le diaphragme.

En vérité, ce sera ma mort, d’étouffer de rire, en voyant des ânes ivres et en entendant ainsi des veilleurs de nuit douter de Dieu.

Le temps n’est-il pas depuis longtemps passé, même pour de pareils doutes ? Qui aurait le droit de réveiller dans leur sommeil d’aussi vieilles choses ennemies de la lumière ?

Il y a longtemps que c’en est fini des dieux anciens : — et, en vérité, ils ont eu une bonne et joyeuse fin divine !

Ils ne passèrent pas par le « crépuscule » pour aller vers la mort, — c’est un mensonge de le dire ! Au contraire : ils se sont tués eux-mêmes à force de — rire !

C’est ce qui arriva lorsqu’un dieu prononça lui-même la parole la plus impie, — la parole : « Il n’y a qu’un Dieu ! Tu n’auras point d’autres dieux devant ma face ! »

— une vieille barbe de dieu, un dieu coléreux et jaloux s’est oublié ainsi : —

C’est alors que tous les dieux se mirent à rire et à s’écrier en branlant sur leurs sièges : « N’est-ce pas là précisément la divinité, qu’il y ait des dieux — qu’il n’y ait pas un Dieu ? »

Que celui qui a des oreilles pour entendre entende. —

Ainsi parlait Zarathoustra dans la ville qu’il aimait et qui est appelée la « Vache multicolore ». Car de cet endroit il n’avait plus que deux jours de marche pour retourner à sa caverne, auprès de ses animaux ; mais il avait l’âme sans cesse pleine d’allégresse de se savoir si près de son retour. —

 

Edition bilingue
Texte original allemand suivi de la traduction française